Hier werden aktuelle Forschungsprojekte zu folgenden Themenbereichen veröffentlicht
- Holzemissionen
- Bauteilemissionen
- Emissionsverlauf
- Raumluftqualität
- Lüftungssysteme
Gesundheitliche Interaktion von Holz, Mensch und Raum
Der Gesundheitsschutz und somit die Sicherung des gesunden Wohnens durch emissionsarme Bauprodukte wurden von der Europäischen Kommission als Grundanforderung in die neue Bauproduktenverordnung aufgenommen. Die Auswirkungen auf die Gesundheit, das Wohlbefinden sowie die Leistungsfähigkeit des Menschen müssen zum heutigen Zeitpunkt wissenschaftlich untersucht und besser verstanden werden.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts untersuchte der Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion der TU München unter Leitung von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter in einer Vorstudie das Potenzial der gesundheitlichen Auswirkung von Holz und holzbasierten Produkten im Wohn- und Arbeitsumfeld. In einer Metastudie wurden mehr als 42 Studien analysiert, die sich mit den Auswirkungen der Verwendung von Holz auf das Raumklima und damit auf den Menschen befassen. Die wesentlichen Aussagen der Studien sind den Kategorien Emissionen, Material, Medizin und Wahrnehmung zugeordnet. Alle Studien liefern gute Ergebnisse auf die Frage, ob sich Holz positiv auf das Raumklima bzw. auf den Menschen auswirkt.
So belegt beispielsweise eine Studie des Instituts für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene der Uniklinik Freiburg, dass auf Kiefernkernholz krankenhaustypische Keime schneller absterben als auf Kunststoffoberflächen aus Polyethylen und Melamin. Die Prüfkörper aus Holz wiesen bereits nach dem Antrocknen deutlich niedrigere Keimzahlen auf als die aus Kunststoff. Auch gegen krankenhaustypische Keime zeigte das Kiefernkernholz eine antimikrobielle Wirkung.
Die 36-seitige Broschüre stellt die Ergebnisse von 13 Studien vor. Sie soll Bauherren und Planern die Unsicherheit nehmen, besser noch darin bestärken, Holz und Holzbauprodukte im Innenraum zu verwenden. Zugang zu weiteren Studien findet der Leser im Anhang. Die Veröffentlichung wird vom Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion der TU München in Kooperation mit proHolz Bayern herausgegeben, sie erscheint im Namen des INFORMATIONSDIENST HOLZ. Gefördert wurde das Projekt durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt.
Mineralische Farbsysteme zur Reduktion von Materialemissionen und Fehlgerüchen in der Innenraumluft von Gebäuden in Holzbauweise
Das Institut für Werkstoffe und Holztechnologie des Departements Architektur, Holz und Bau (AHB) der Berner Fachhochschule (BFH) in Biel hat unter Leitung von Prof. Dr. Ingo Mayer zusammen mit dem Institut für Qualitätsmanagement und Umfeldhygiene (IQUH) den Antrag zur Erforschung von Holz und verschiedene Beschichtungen gestellt.
Ab Januar 2018 sind die ersten Laborprüfungen geplant. Hintergrund des Forschungsvorhabens ist die Problemstellung, dass die Anforderungen an die Raumluftqualität in Europa steigen. Prof. Mayer, Emissions- und Holzforscher, stellt fest, dass Bauprozesse immer häufiger Zielwerte zur VOC-Konzentration in der Raumluft nach deren Fertigstellung beinhalten. Die Einhaltung solcher VOC-Zielwerte wird von diversen Labels des Nachhaltigen Bauens (DGNB, MINERGIE-ECO und andere) und in individuellen Vereinbarungen in Werkverträgen gefordert. Häufig wird zu einem Zeitpunkt von vier Wochen nach Baufertigstellung die Einhaltung der Summe an VOC (TVOC-Konzentration) von 1000 μg/m3 in der Innenraumluft der neu erstellten Objekte überprüft.
Bauausführungen nach aktuellem Stand der Technik beinhalten die Errichtung dichter Gebäudehüllen. Die früher aufgrund von Undichtigkeiten stets vorhandenen Luftwechsel zwischen Innen- und Aussenluft fehlen. Wenn keine technische Lüftungsanlage installiert ist oder eine regelmäßige manuelle Lüftung unterbleibt, reichern sich Emissionen aus Baustoffen, darunter auch geruchsintensive Stoffe, in der Raumluft schnell an und führen dann zu den angesprochenen Reklamationen. Seit 2015 häufen sich aufgrund der steigenden Anzahl von Abnahmemessungen die Überschreitungen solcher Zielwerte in Gebäuden in Holzbauweise.
Folgende Ziele soll das Forschungsvorhaben erreichen:
Folgende Ziele sollten lt. Prof. Mayer mit der geplanten Forschung beispielsweise erreicht werden:
- Bestimmung der VOC-Barrierewirkung von Silikat- und Kalkfarben (diverse Farbvarianten), die für den Einsatz als Innenfarbe für Wand- und Deckenaufbauten im modernen Holzbau geeignet sind.
- Quantifizierung der stoffspezifischen Barrierewirkung zur Beurteilung der Wirkung gegenüber bestimmten VOC-Stoffgruppen
- Bestimmung der Barrierewirkung über den Verlauf der Zeit in einem praxisnahen Expositionsszenarium (hohe Flächenbeladung, niedrige bis mittlere Luftwechselzahlen)
- Definition besonders geeigneter Farbsysteme für Wand- und Deckenaufbauten im Holzbau
- Bestimmung des Emissionsverhaltens kompletter Aussenwand- und Dach-Aufbauten in adaptierten Emissionskammerprüfungen bei Simulation unterschiedlicher Klimaszenarien (Normklima, „Sommerszenario“ mit erhöhter Innen- und Aussentemperatur)
- Validierung der Empfehlung durch Ausstattung eines Prüfraums im Praxismassstab und Verfolgung des Geruchs- und Emissionsverhaltens über einen Zeitraum von sechs Monaten.
Evaluierung der Emissionen von sehr flüchtigen organischen Verbindungen (VVOCs) aus Holz und Holzprodukten zur Bewertung gesundheitlicher Auswirkungen – Entwicklung von Reduzierungsansätzen unter Berücksichtigung realer Innenraumbedingungen
Eine Ausweitung des AgBB-Schemas für sehr flüchtige organische Verbindungen (VVOCs) sowie die Harmonisierung der Normen auf europäischer Ebene sind vorgesehen. Es sollen erstmals Holz und Holzprodukte repräsentativ untersucht werden.
Die Ergebnisse bieten eine Grundlage für künftige Prüfvorgaben und gesundheitliche Beurteilungen:
- Entwicklung standardisierter Probenahme und Analyse.
- Innenraum-relevante Hölzer/Holzprodukte und Einbauten (Fußböden, Wand-/Deckenverkleidungen) werden untersucht.
- Vorschläge zur Reduzierung von gesundheitsrelevanten VVOC-Emissionen werden erarbeitet.
- Empfehlungen für die Einbindung der gewonnenen Erkenntnisse auf nationaler und europäischer Ebene (Entwicklung von Prüfschemata, Ableiten von Grenz- und Richtwerten).
Weitere Informationen unter: www.fnr.de
Verbundvorhaben (FSP-Emissionen): Gesundheitliche Bewertung von Emissionen aus Holz und Holzprodukten in Innenräumen mittels experimenteller toxikologischer Untersuchungen und humanbasierter Beobachtungen
Das Forschungsprojekt ist in fünf Teilvorhaben unterteilt:
1: Projektkoordination und humantoxikologische Untersuchungen.
2: Charakterisierung und Bewertung chemosensorischer Effekte von Leitsubstanzen der Emissionen.
3: Untersuchungen allergischer und entzündlicher Effekte im Tiermodell.
4: Untersuchung von Holzprodukten sowie Bereitstellung der holztechnologischen Expertise.
5: Untersuchungen zum Einfluss auf das atopische Ekzem im Tiermodell.
Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die Ableitung von praxisnahen Ziel- und Richtwerten.
Weitere Informationen unter www.fnr.de sowie unter den entsprechenden Förderkennzeichen (FKZ): 22008714, 22010915, 22011015, 22011115, 22011215.
Abschlussbericht: fnr.de/ftp/pdf/berichte/22011015.pdf
Bildquellen: Titelbild: Uni Stuttgart; Projekt mineralische Beschichtungen von Fachhochschule Biel; Projekt Verbundvorhaben (FSP-Emissionen) von Robert Simon; Projekt Evaluierung der Emissionen von Rainer Sonn